Archiv für den Monat Mai 2011

Gastronomic Bartalk in Dresden

Sonntag, 29. Mai 2011

Am 31.5.2011 geht der Dresdner Gastronomic Bartalk in seine 5. Runde. Diesmal steht die Brasilianische Nationalspirituose Cachaça im Mittelpunkt. Eine Spirituose, welche den Fluch und Segen hat mit der Caipirinha eine enge Symbiose zu führen.

Ab 14 Uhr werden Dietrich Flath (JERICOA) und Arno Schmid-Egger (Magnífica) durch den Nachmittag führen und zeigen, das Cachaça weit mehr ist als nur Caipirinha. Unterschiedlichste Cachaças werden verkostet und als erlebbares Zeugnis für Geschichte, Herstellung und vor allem Lagerung dienen. Auf Grund der Vielzahl von unterschiedlichsten Holzsorten zur Fasslagerung werden Cachaças in einer Vielfalt erlebbar wie selten zuvor.
Im Anschluss präsentiert René Förster Drinks mit Cachaça und zeigt, dass neben der Caipirinha, Cachaça bei vielen Drinks als Basis genutzt werden kann.

Ab 18 Uhr startet dann der gemütliche Teil des Abends natürlich mit unterschiedlichsten Cachaça-Drinks zum gastronomisch günstigen Preis.

Hier noch eine Auswahl der Cachaças, die unter anderem vorgestellt werden…

Serra das Almas
Magnífica tradicional
Coronel Xavier Chaves
Magnífica envelhecida
Seleta
Magnífica soleira
Rio do Engenho
Engenho Bahia – Putumujú
Casa Bucco
Pitú

Anmeldungen erbeten unter rene.foerster@solmelia.com oder per Facebook

Velho Chico

Donnerstag, 26. Mai 2011

Velho Chico, ein Cachaça voller Geheimnisse. Tatsächlich ist nicht besonders viel über den in einer Literflasche vertriebenen Brand zu erfahren. Auf seinem Etikett prankt neben dem Fisch-Logo das Wörtchen „Adoçado„. Ansonsten ist der Aufschrift zu entnehmen, dass der Import vom einer Firma namens „BSC Bremen“ erfolgt und man es mit 40% Alkohol zu tun hat. Informationen zum Hersteller und Eigenschaften sucht man leider, auf der Flasche wie im Internet, vergebens. Die etwas schmucklose und billig wirkende Flasche enthält eine Spirituose mit leichter Färbung, es ist daher von einer Lagerung im Holzfass auszugehen. Wie lange und in welchem Holz bleibt leider verborgen.

An der Nase kommt zunächst eine deutliche Süße an, die von Lageraromen begleitet wird. Der Geruch ist ansonsten irgendwie undefiniert, es sind keine frischen Aromen von Zuckerrohr oder Banane bemerkbar. Beim Trinken füllt sich der Mund mit einem unspektakulären aber dafür lange anhaltenden Aroma. Der Zucker mildet die Schärfe zu einem warmen Mundgefühlt ab, ansonsten schmeckt der Cachaça leicht metallisch. Am Gaumen brennt Velho Chico leicht nach und hält sich wieder recht lange. Aber auch hier ist der Eindruck unspektakulär und nicht besonders angenehm. Diesen Zuckerrohrbrand kann man niemandem empfehlen, der Preis ist zwar günstig aber selbst in diesem Bereich gibt es deutlich bessere Produkte.

Auf Caipitest.de rangiert Velho Chico auf dem 30. Platz in der Gesamtliste.

Erhältlich ist dieser Cachaça unter Anderem bei Barfish zu einem Preis von etwa 15 Euro für die 1,0 Liter Flasche.

Adoçado – Nachgezuckert

Donnerstag, 12. Mai 2011

Von der ersten Idee zu diesem Artikel bis zu dessen Veröffentlichung war es ein weiter Weg. Vor über einem Jahr, ich wunderte mich bei der Purverkostung bereits über den süßen Geschmack vieler Cachaças, fand ich das Wörtchen „Adoçado“ auf einer Flasche. Übersetzt bedeutet dies „nachgezuckert“ und brachte mich damit auf die Fährte von Produktschönungen durch Zuckerzusatz. Diese werden hauptsächlich bei industriell hergestellten Bränden durchgeführt, dazu jedoch gleich mehr.

Doch wieviel Zucker ist wirklich in einem handelsüblichen Cachaça enthalten? Da ich kein Labor zur Verfügung habe, musste ich mir einen etwas simpleren Versuchsaufbau ausdenken. Kurzenhand ließ ich 30 ml Berro d’Agua in einem Reagenzglas verdunsten. Den Restinhalt konnte ich von einer Freundin mit einer Feinwaage bestimmen lassen. Das Gewicht des weißen Restes im Reagenzglas konnte auf etwa 0,52 Gramm bestimmt werden. Das hört sich erst einmal nicht besonders viel an, entspricht aber knapp 1,7% des Gesamtgewichts der Spirituose. Somit sind in einer 0,7 Liter Flasche etwa 12 Gramm Zucker enthalten, was 5 Stück Würfelzucker entspricht.

Wie sieht die Gesetzeslage in Brasilien aus?

Cachaça kann bis zu 6 g/Liter Zucker in Form von Sacharose zugegeben werden. Bei Unterschreitung dieser Grenze ist keine Deklaration auf der Flasche notwendig. Produkte mit Zuckerzugaben zwischen 6 und unter 30 g/Liter müssen als „Cachaça adoçada“ bezeichnet werden. Der oben analysierte Berro d`Agua liegt mit etwa 17 g/Liter also in der Mitte  der zulässigen Konzentration für „Cachaça adoçada“.

Was gibt die EU zur Nachsüßung von Spirituosen vor?

Die Süßung von Spirituosen zur Geschmacksabrundung ist in der EU grundsätlich erlaubt. Für bestimmt Produkte wie Rum und Whisky / Whiskey ist sie jedoch komplett verboten. London Gin darf bis maximal 0,1 g/Liter nachgesüßt werden, was geschmacklich nicht auffallen dürfte. Cachaça wird meiner Kenntniss nach als „Rum“ importiert und dürfte somit nicht nachgesüßt werden. Wieso dies dennoch zulässig zu sein scheint, ist mir leider nicht bekannt.

Genauere Informationen zu Bestimmungen der EU zu Spirituosen lassen sich dem folgenden PDF entnehmen:
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:039:0016:0054:DE:PDF

Welchen Vorteil bietet der Zusatz von Zucker?

Zunächst einmal macht der Zusatz von Zucker die jeweilige Spirituose weicher und gefälliger im Geschmack. Dies trifft insbesondere auf ungelagerten Cachaça zu. Somit lassen sich, speziell bei industriell hergestellten Zuckerrohrbränden, kleine Fehler in der Verarbeitung und Destillation kaschieren. Sowohl bei den ungelagerten als auch den gelagerten Cachaças belegten jeweils zwei „Cachaça adoçada“ die ersten beiden Plätze im von mir durchgeführten online Cachaça-Tasting. Alle nachfolgenden Plätze tragen nicht den Zusatz „adoçada“ und sind somit gar nicht oder zumindest mit weniger als 6 g/Liter Zucker nachgesüßt. Dies wirkt sich beim Mixen von Cocktails evtl. leicht auf die Rezeptur aus. Eine Caipirinha mit Cachaça adoçada benötigt weniger Zucker als der identische Drink mit ungesüßtem Zuckerrohrbrand.

Welche Rolle spielt Karamell als Zusatz in Cachaça?

Die Zugabe von Karamell oder genauer gesagt Zuckercouleur in gelagerten Cachaça ist zur Farbkorrektur zulässig. Dabei muss beachtet werden, dass diese Form der Produktvereinheitlichung bei nahezu allen im Holzfass gelagerten Spirituosen praktiziert wird. Die Süßkraft dieser Stoffe kann aufgrund der geringen Zugabe in das Endprodukt und dem Fehlen von Kohlenhydraten als nicht gegeben bezeichnet werden.

Ist ein Cachaça schlechter, wenn er (leicht) süßlich schmeckt?

Speziell „Cachaça adoçada“ schmecken teilweise so penetrant süß, dass die restlichen Aromen der Spirituose überlagert werden. Es ist jedoch nicht so, dass immer ein Zuckerzusatz vorliegt, sobald ein Brand leicht süßlich schmeckt. Vielmehr kann dieser Eindruck auch von Fuselstoffen bzw. anderen Alkoholen wie Glycerin hervorgerufen werden.

Für die Mithilfe bei der Recherche zu diesem Artikel möchte ich mich bei Herbert Rugel von Serra das Almas und Dietrich Flath von Cachaca-Online bedanken! Es würde mich freuen, wenn andere Blogs dieses Thema aufgreifen und für weitere Spirituosen behandeln würden.

Melon Mood

Donnerstag, 05. Mai 2011

Mit einer Durchschnittswertung von 6,73 belegte der Melon Mood den zweiten Platz im Cachaça Mixwettbewerb bei Cocktails & Dreams. Dies ist nur wenige Hundertstel schlechter als der Siegerdrink und war somit eine recht knappe Sache. Urheber der Kreation, die hauptsächlich auf Cantaloupe-Melone basiert, ist das Forumsmitglied Der Praktikant. Soweit ich weis absolviert er gerade eine Ausbildung in der Gastronomie des südbadischen Freiburg. Die Cantaloupe-Melone ist eine eher kleine Zuckermelone und reich an Ballaststoffen, Vitamin C sowie Betakarotin.

Zunächst einmal hatte der Cocktail mit die schönste Garnitur im Wettbewerb. Das Aroma wird klar von der Cantaloupe-Melone dominiert, der Cachaça kann sich nur schwer durchsetzen. Die Minze kommt ein bisschen zum Vorschein und verleiht dem Drink etwas Frische. Insgesamt ist dieser wohl eher für die warme Jahreszeit gedacht und passt dazu auch ziemlich gut.

Bei der Auswertung der Bewertungen war auffällig, dass vor allem Freunde und Verwandte der Forumsmitglieder Gefallen an dem Cocktail gefunden haben. Die Forumsmitglieder selbst gaben nicht ganz so hohe Bewertungen ab. Dies mag an dem zwar guten aber doch etwas eindimensionalen Geschmack liegen, der hauptsächlich vom Melonenaroma dominiert wird. Auch die aufwändige Zubereitung bestehend aus einem Mazerat, einem Sirup und dem langwierigen Abseihen mag dazu beigetragen haben.

Zutaten:

  • 6 cl Melonenachaça
  • 2 – 2,5 cl Cantaloupe-Melonensirup
  • 3 cl Zitronensaft
  • 6 – 8 Blätter Minze
  • Cantaloupe-Melone

Zubereitung:

Mixglas halb mit Melonenstücken füllen, zerstößeln und die weiteren Zutaten zugeben. Mit Eiswürfeln schütteln und doppelt in ein kleines Cocktailglas abseihen. Mit Melone und Minze garnieren.

Zubereitung Melonenachaça:

Cantaloupe-Melone würfeln, in ein fest verschließbares Gefäß geben, mit ungelagertem Cachaça auffüllen bis die Fruchtstücke bedeckt sind und etwa 18 Stunden mazerieren lassen. Wenn der Geschmack ausgewogen ist, muss die Flüssigkeit abgeseiht werden. Der Melonencachaca ist nicht lange lagerfähig, daher sollte nur eine kleine Menge hergestellt werden.

Zubereitung Cuantaloupe-Melonensirup:

Melone auspressen durch Zerstoßen oder in einer Zitruspresse. Anschließend den Saft abseihen und im Verhältnis 1:1 mit raffiniertem Rohrzucker einen Sirup kochen.