Archiv für den Monat April 2011

Weber Haus Prata

Freitag, 29. April 2011

Die Familie Weber, ausgewandert aus Deutschland, begann bereits 1848 mit der Herstellung von Rum zum Eigenbedarf. 1949 wurde in Ivoti, Bundesstaat Rio Grande do Sul, eine offizielle Destillerie errichtet, deren Mühle von Maultieren angetrieben wurde. Die Kinder übernahmen den Betrieb und modernisierten ihn ständig. Im Jahr 1980 wurde der Markenname Weber Haus eingeführt. Im Wettbewerb mit vielen industriellen Produzenten wird der dort gebrannte Cachaça immer noch handwerklich hergestellt. Das Zuckerrohr wird im Hochland angebaut und nach der Ernte am gleichen Tag weiterverarbeitet. Dadurch kommt es zu keiner unkontrollierten Gärung und die Qualität wird verbessert. Die Destillation erfolgt in Brennblasen aus Kupfer mit Hilfe des Pott Still Verfahrens. Vor- und Nachlauf werden großzügig abgestrennt, um nur das Herz der Destillation weiterzuverwenden. Weber Haus Prata wird, anders als es die Klarheit des Brandes vermuten lässt, vor der Abfüllung ein Jahr in Eichenfässern gelagert.

An der Nase kommt zunächst ein deutlich stärkerer Alkohol an, als man es bei 38% vermuten würde. Außerdem sind geschnittenes Gras sowie leichte Fassaromen präsent. Eine leichte Süße dominiert zunächst den Geschmack ehe auch hier geschnittenes Gras und eine leichte alkoholische Schärfe hervorkommen. Fassaromen sind ebenfalls Bestandteil des Geschmacks. Insgesamt stellt sich der Brand als durchaus rund aber etwas unspektakulär dar.

Beim großen online Cachaça-Tasting belegte Weber Haus Prata dritten Platz unter den ungelagerten Bränden.

Erhältlich ist dieser Cachaça bei Cachaça-Online zu einem Preis von etwa 20 Euro für die 0,7 Liter Flasche.

Sugarcane vs the Green Devils

Mittwoch, 20. April 2011

Ehre wem Ehre gebührt – der Siegerdrink macht den Anfang. Der nach Jurymeinung beste Cocktail aus dem Cachaça Mixwettbewerb bei Cocktails & Dreams ist der Sugarcane vs the Green Devils. Zahlreiche Forenmitglieder tippten bereits auf Sascha Junkert als Urheber, da er bekanntermaßen ein Faible für Rhum Agricole besitzt. Mit einem Durchschnitt von 6,79 belegte er klar den ersten Platz im Wettbewerb. Die Rezeptur vereint verschiedene Destilate aus Zuckerrohr mit den „Green Devils“. Diese sind Chartreuse Verte und Absinth, beides hoch aromatisch und daher nur in kleinen Dosen enthalten. Als Basis dienen eine süß/sauer Mischung mit Limettensaft und ein kleines bisschen Grapefruitsaft, der vorzugsweise frisch gepresst sein sollte.

Auf Basis eines Rum/Cachaça Sours kommt ein aromatischer Cocktail zu Stande. Die drei verschiedenen Zuckerrohrdestilate bilden eine schöne alkoholische Basis. Kräuterlikör und Absinth verleihen dem Drink eine gewisse Würzigkeit und machen ihn wirklich interessant. Mit jedem Schluck entdeckt man neue kleine Eigenheiten, der Drink wird beim Genuss nicht langweilig. Dennoch ist die Rezeptur klar und sachlich. Meiner Meinung nach hat der Cocktail verdient gewonnen, auch bei meiner Wertung war er ganz vorne mit dabei.

Zutaten:

  • 4 cl gelagerter Cachaça (Ypioca 150)
  • 2 cl gelagerter Rhum Agricole (Clément VSOP)
  • 0,5 cl Overproof Rum (Goslings Black Seal 151)
  • 0,25 cl Chartreuse Verte
  • 2 cl Rohrzuckersirup
  • 2 cl Limettensaft
  • 1 cl Grapefruitsaft (frisch)
  • 4 Tropfen Absinth

Zubereitung:

Alle Zutaten mit einigen Eiswürfeln schütteln. Doppelt in ein vorgekühltes Martiniglas abseihen.

Auswertung zum Cachaça Mixwettbewerb bei Cocktails & Dreams

Montag, 11. April 2011

Nachdem in drei Wochen insgesamt 14 Rezepte zum Cachaça Mixwettbewerb bei Cocktails & Dreams eingereicht worden waren, endete gestern die fünfwöchige Bewertungsphase. Am Ende stützt sich die Auswertung auf 359 Einzelwertungen von 35 verschiedenen Testern. Einige Forumsmitglieder haben Testabende ausgerichtet und so die virtuelle Jury um Freunde und Familienangehörige erweitert. Auch ich hatte insgesamt fünf Freunde zu Gast, die mit mir alle mixbaren Rezepte bewertet haben. Kurz vor Beginn habe ich alle Zutaten außer Mangalore auf meinem Tresen versammelt.

Die Rezepte waren aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit bereits ein großer Gewinn. Bei manchen Rezepturen kam der Cachaça zwar nicht mehr so sehr zur Geltung, ein richtig schlechter Cocktail fand sich meiner Meinung nach jedoch nicht im Testfeld. Am Ende liegen die durchschnittlichen Bewertungen von 6,79 bis 4,34 sowieso recht nahe beisammen. Errechnet wurde dieser Wert jeweils aus 19 bis 30 Einzelbewertungen. Die Hürde von mindestens fünf Bewertungen übertrafen somit selbst aufwändige Rezepturen wie der Melon Mood ohne Probleme. Das folgende Diagramm zeigt die Platzierung an Hand der durchschnittlichen Bewertung.

Somit geht die Flasche Magnifica Reserva Soleira für den ersten Platz an Sascha Junkert aus Stuttgart. Der  Cachaça war von Alexander Troppmann, Betreiber der Cocktailcommunity Cocktails und Dreams sowie des Onlineshops Barfish, während des laufenden Wettbewerbs als Preis ausgelobt worden. An dieser Stelle meinen herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz für den Sugarcane vs the Green Devils, der ungelagerten Cachaça und gelagerten Rhum Agricole vereint. Den Cocktail werde ich in der kommenden Woche noch einmal gesondert auf meinem Blog vorstellen. Auch die anderen gutplatzierten Rezepte werden in der nächsten Zeit nach und nach eine Erwähnung finden.

Wer die genauen Wertungen anschauen und die Berechnung nachvollziehen möchte, kann sich auf scribd.com das folgende PDF anschauen.

Endauswertung Mixwettbewerb

Mein eigener Drink, der Brazilian Haselnut Old Fashioned, stieß offenbar auf geteilte Meinungen. Während er von den Forumsmitgliedern eher gut empfunden wurde, hatten die Freunde und Familienangehörigen kaum Punkte für die Rezeptur übrig. Am Ende reichte es gerade einmal für den vorletzten Platz. Für massentaugliche Eigenkreationen muss ich mich wohl noch mehr mit der gut funktionierenden Zusammensetzung beschäftigen.

Während des Wettbewerbs gaben mehrere Forumsmitglieder Vermutungen ab, welches Rezept von welchem Mitglied stammen könnte. Obwohl das Teilnehmerfeld nicht bekannt war, lagen die Vermutungen teilweise doch genau richtig. Offenbar haben manche Rezepte eine bestimmte Handschrift, die auf einzelne Urheber zurückschließen lässt. Eine wirklich gute Idee, die wir beim nächsten Wettbewerb vielleicht noch etwas geordneter durchführen könnten.

Ich hoffe alle Teilnehmer als auch die Tester hatten viel Spaß bei der Umsetzung dieses Wettbewerbs. Meiner Meinung nach war er eine tolle Sache und muss dringend mit einer anderen Spirituose widerholt werden. Die Berichterstattung hierzu darf dann aber aufgrund dem fehlendem Bezug zu Cachaça gerne jemand anderes übernehmen. Meine Freunde und ich hatten eine angenehmen Abend mit vielen abwechslungsreichen Cocktails und selbst wenn nicht jedes Rezept auf Gegenliebe traf, so schulten wir doch ein wenig unsere Geschmacksnerven. Für Diskussionen zum Wettbewerb und den Rezepten gibt es einen Beitrag im Forum von Cocktails & Dreams.

Lesenswert: Cachaça in der aktuellen Ausgabe von Mixology

Sonntag, 10. April 2011

Vergangene Woche konnte ich die aktuelle Ausgabe von Mixology aus dem Briefkasten entnehmen, dieses Magazin für Barkultur habe ich bereits seit mehreren Jahren abonniert. Die Fachzeitschrift erscheint alle zwei Monate und enthält immer zahlreiche lesenswerte Artikel zu Themen rund um die Bar. Zum Thema Cachaça enthält die Ausgabe 2/2011 gleich mehrere interessante Artikel.

Zunächst werden auf vier Seiten sieben Cocktailrezepte fern ab von Caipirinha und Co. vorgestellt. Direkt im Anschluss werden drei Bartender interviewt, die ihre Ansichten zu Cachaça, Caipirinha und der möglichen Zukunft zum Besten geben. Auch auf die internationale Rolle von Spirituose und Drinks wird eingegangen. Auf Seite 73 wird der neue Cachaça Santo Grau – Coronel Xavier Chaves vorgestellt und kurz bewertet. Zwei Drinks mit Produkten aus Zuckerrohrbrand finden sich auf Seite 110. Bei den Mixology Shopping Weeks am Ende des Magazins wird dann noch ein 10% Gutschein für den Internetshop Cachaça-Online aufgeführt, der bis zum 21. Mai gültig ist.

Übrigens: Mixology ist seit Anfang des Jahres auch in ausgewählten Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlungen erhältlich. Auch der Blog unter www.mixology.eu ist lesenswert, die Artikel erscheinen sogar teilweise auf Englisch.